Donnerstag, 9. März 2006

Experten warnen vor dem Metabolischen Syndrom

Baierbrunn/Hamburg (dpa/gms) - Falsches Essen, zu wenig Bewegung - die Hauptgründe für Übergewicht sind bekannt. Dennoch wird seine Gefahr oft unterschätzt.

Liegen zudem ein gestörter Zuckerspiegel, erhöhte Blutfettwerte und zu hoher Blutdruck vor, entwickelt sich schnell das, was Experten Metabolisches Syndrom (MTS) oder "Tödliches Quartett" nennen. Der Stoffwechsel läuft dabei immer weiter aus dem Ruder, was in einem Herzinfarkt oder Schlaganfall enden kann.

Millionen Deutsche zählen laut der Stiftung Rufzeichen Gesundheit in Baierbrunn bei München zur Risikogruppe. "Von den über 40-Jährigen sind ein Viertel betroffen, von den über 50-Jährigen ein Drittel", sagt Vorsitzender Hartmut Becker. Eine der Ursachen ist Übergewicht, vor allem das Fett, das sich im Bauch um die inneren Organe ablagert, sagt Prof. Alfred Wirth von der Deutschen Adipositasgesellschaft in Hamburg. "Es wird abgebaut zu freien Fettsäuren." Sie beeinträchtigen die Wirkung des Insulins, das die Bauchspeicheldrüse produziert, um den Zuckerspiegel des Körpers konstant zu halten.

So kann, vereinfacht gesagt, Diabetes entstehen. Laut Prof. Markus Hanefeld aus Dresden, der das Metabolische Syndrom erforscht, ist diese Wahrscheinlichkeit bei MTS-Betroffenen deutlich erhöht. Da auch die Blutfettwerte zunehmen, bilden sich in den Gefäßen Ablagerungen. Zudem bewirken Diabetes wie Übergewicht einen höheren Blutdruck - es kann zu einer Gefäßerkrankung bis hin zum Herzinfarkt kommen.

Um das eigene Risiko zu ermitteln, raten die Experten, den Taillenumfang zu messen. "Wenn er bei Männern mehr als 102 Zentimeter ist und bei Frauen über 88 Zentimetern liegt, ist das im roten Bereich", sagt Allgemeinmediziner Becker. Je früher etwas unternommen wird, desto besser sind laut Wirth die Chancen, gesund zu bleiben. Wenn Übergewichtige mit MTS deutlich an Gewicht abnehmen, verschwinde die Störung bei den meisten.

"Es gibt keine spezielle Diät", sagt Becker: "ungesättigte statt gesättigte Fettsäuren, also zum Beispiel ein- bis zweimal pro Woche Fisch, Ballaststoffe, viel Obst und Gemüse." Auch sei regelmäßige Bewegung wichtig. Die Alternative sind Medikamente. Manche können die Insulinwirkung verbessern, andere die Fettaufnahme bremsen. Sie alle haben jedoch laut Becker Nebenwirkungen.
Doch noch liegt beim MTS vieles im Unklaren - das beginnt bei der Definition. So legt die Internationale Diabetesföderation (IDF) sehr strenge Maßstäbe beim Taillenumfang an: Männer gelten ihr zufolge ab 94 Zentimetern als gefährdet, Frauen ab 80 Zentimetern. Auch sind die Zusammenhänge zwischen Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechsel nicht ganz geklärt. Ebenfalls nicht sicher sei, dass die Insulinresistenz der Hauptfaktor für MTS ist, sagt Prof. Wolfgang Kerner von der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Düsseldorf.

"Wir wollen das Bewusstsein schaffen, dass da eine Zeitbombe schlummert", erläutert Hartmut Becker das Engagement der Stiftung Rufzeichen Gesundheit, hinter der ein Gesundheitsverlag steht. Und Prof. Wirth von der Adipositas-Gesellschaft will vor allem der Verharmlosung des Übergewichts entgegenwirken. "Die Leute meinen, wenn sie sich wohlfühlen, sind sie gesund." Dabei gebe es keine "gesunden Dicken": "Es gibt nur den Dicken, der noch nicht krank ist."

Dieses ist éine Pressemitteilung, die ich soeben per mail erhielt.

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